1. Mai in Berlin und Hamburg

Der 1. Mai ist in Deutschland nicht überall ein friedlicher Feiertag (gewesen): In der Vergangenheit ereigneten sich - nahezu mit einer gewissen Regelmäßigkeit - Proteste, die in Ausschreitungen mündeten, die teilweise sehr gewaltsam waren. Vor allem in den Großstädten Berlin und Hamburg gehören derlei Proteste zur Geschichte des Maifeiertags.
In der Berliner Verfassung steht übrigens in Artikel 35: "Der 1. Mai ist gesetzlicher Feiertag." Es gibt also keinen Zusatz, wie der 1. Mai dort noch bezeichnet wird. Im Hamburger Gesetz über Sonntage, Feiertage, Gedenktage und Trauertage (Feiertagsgesetz) wird noch knapp formulierter mitgeteilt, dass der 1. Mai ein Feiertag ist.



Wie kam es zu den Ausschreitungen?
In Berlin spiel(t)en sich die Ausschreitungen vor allem im Stadtteil Kreuzberg ab. Denn seit einigen Jahren ist die Lage wesentlich entspannter, was auch der Strategie der Berliner Polizei zugeschrieben wird. Aber wie kam es überhaupt zu den Krawallen? In Kreuzberg gab es in den 1980ern bereits seit Längerem Schwierigkeiten zwischen Hausbesetzern und der Polizei. Was 1987, dem Jahr eins der Gewalt am 1. Mai, hinzukam, war, dass sich die linkspolitisch orientierte Szene gegen die Volkszählung jenes Jahres wehren wollte. Das Hauptziel der Proteste war das sogenannte VoBo-Büro, wobei sich hinter der Abkürzung "VoBo" das Wort "Volkszählungsboykott" verbirgt. Eben dieses Haus wurde am 1. Mai 1987 von Polizisten aufgebrochen und durchsucht, was zu einer Zuspitzung der angespannten Lage führte und schließlich mit Gewalt beantwortet wurde.



Unruhen am 1. Mai - eine Tradition?
Seit den Krawallen nach dem Polizeieinsatz im Kreuzberger VoBo-Büro wurde in diesem Stadtteil jedes Jahr zu einer revolutionären Maidemonstration aufgerufen. Dahinter verbarg sich in den Augen einer Teilnehmergruppe, die dem linksradikalen Spektrum zugeordnet wird, der Aufruf zu Sachbeschädigung und Gewalt gegen Polizisten. Diese Maidemonstrationen sollten am Tag vor dem 1. Mai und am Maifeiertag selbst stattfinden. Negative Höhepunkte waren bisher zum Beispiel das Einschmeißen von Fensterscheiben, das Anzünden von Autos und das Errichten von Barrikaden.



Das Myfest in Berlin
Seit damals versucht(e) jedes Jahr ein Großaufgebot der Polizei, gewaltsame Ausschreitungen zu verhindern. Mittlerweile ist es friedlicher geworden am 1. Mai in Berlin: In Kreuzberg wird seit 2003 ein Volksfest beziehungsweise Straßenfest veranstaltet, das die ganze Familie ansprechen soll. Myfest lautet sein Name. "Das Fest soll den Ausschreitungen am 1. Mai entgegenwirken, indem in den Kiezen um das Kottbusser Tor, den Heinrichplatz und die Oranienstraße Gewalt durch friedliches Feiern ersetzt wird", heißt es zur Intention der Myfest-Veranstalter online im offiziellen Hauptstadtportal.
Nach wie vor wird am 1. Mai in Berlin außerdem für eine Verbesserung von Arbeitsbedingungen und gegen soziale Ungleichheit protestiert, aber es kommt nicht mehr regelmäßig zu (erheblichen) Gewaltakten.

Und in Hamburg?
In der Hansestadt Hamburg scheint das Gewaltpotenzial am 1. Mai aktuell höher zu sein als in Berlin. Vor allem im Schanzenviertel kommt es am Maifeiertag immer wieder zum Aufeinandertreffen von überwiegend männlichen Jugendlichen und der Polizei. 2014 wurde die Hamburger "Revolutionäre 1. Mai"-Demonstration durch das Folgende überschattet: Schon kurz nachdem der Protestzug gestartet war, flogen Steine, Flaschen und Böller, woraufhin seitens der Polizei Pfefferspray, Schlagstöcke und Wasserwerfer zum Einsatz kamen. Sowohl mehrere Randalierer als auch Polizisten wurden verletzt.